Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Automatisches Codieren und Erstellen eines International Patient Summary
Im Rahmen der ÖGAM arbeiten wir daran, Codierung in den hausärztlichen Praxen zu etablieren und dabei gleichzeitig einen Mehrwert für die Anwenderinnen und Anwender zu erzielen.
Vor allem Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen der Codier Tätigkeit in den PVEs und PVNs in den letzten Jahren Erfahrungen mit ICPC2 sammeln konnten, können uns mit Ihrer wertvollen Erfahrung unterstützen.
Die Rückmeldungen, die wir aus den PVEs bekommen haben, legen nahe, dass mehrheitlich mit Hilfe von selbst angelegten Codelisten gearbeitet wird. Das führt dazu, dass derselbe Begriff in unterschiedlichen Praxen unterschiedlich codiert wird.
Die OEGAM hat daher in Kooperation mit der Karl Landsteiner Universität Krems ein Webtool entwickelt, mit dessen Hilfe die häufigsten in der Primärversorgung verwendeten klinischen Begriffe in den Klassifikationen ICPC2, ICPC3, ICD10 und SnomedCT den korrekten Diagnosecodes zugeordnet werden können.
https://primarycarecodes.kl.ac.at/
Die klinischen Begriffe sind „gemappt“. „Mapping“ ist die Zuordnung des Codes der einen Klassifikation zum gleichbedeutenden Code der anderen Klassifikation. Diese Mapping der klinischen Begriffe in die in Österreich lizenzierten Klassifikationen erlaubt den Vergleich unterschiedlich codierender Versorgungsebenen. Derzeit wird zum Beispiel intramural ICD10, in den PVEs ICPC2 codiert.
Unser langfristiges Ziel ist die Arbeitsschritte Dokumentation und Codierung zusammenzuführen. Man nennt das „automatisches Codieren“. Man sucht den Begriff und nicht den Code zu einem Begriff. Die Codierung erfolgt im Hintergrund und muss nur aktiv bestätigt werden.
Wir haben SnomedCT in das Webtool implementiert, weil es die international am weitesten verbreitetet Terminologie basierte Klassifikation ist. SnomedCT verwendet gängige klinische Begriffe und ist sehr fein „granuliert“ - fast jeder klinische Begriff hat einen individuellen Code. Das führt dazu, dass es eine immense Fülle von Begriffen gibt, deren korrekte Verwendung ein spezifisches Wissen über die Struktur von SnomedCT erfordert. SnomedCT ist erst rudimentär ins Deutsche übersetzt. Wir arbeiten gemeinsam mit ELGA, der Med. Uni Graz und der German Translation Group an einer Übersetzung der für die Primärversorgung relevanten klinischen Begriffe.
Durch das automatische Codieren kann einfach ein International-Patient-Summary erstellt werden. Sowohl Diagnosen, Allergien, Operationen, Vorerkrankungen, Familienanamnese, Schwangerschaftsanamnese, Sozialanamnese können im Rahmen der automatischen Codierung eingegeben und dem International Patient Summary automatisch zugeordnet werden.
Die Implementierung der neuen Datenbankstruktur der Primarycarecodes in die gängigen Softwaresysteme stellt noch eine relevante Hürde dar. In Kooperation mit Software-Firmen, ELGA GesmbH und Ärztekammer soll auch dieses Problem zeitnahe gelöst werden.
Erst durch Codierung wird die Verwendung von elektronischem Decision-Support möglich.
Ein weiterer Mehrwert soll durch die Möglichkeit der Datenerfassung und Datenauswertung analog dem Schweizer FIRE-Projekt FIRE Project | Institut für Hausarztmedizin Universität Zürich (UZH) erzielt werden.
Das Projekt wird in enger Abstimmung mit Österreichischer Ärztekammer, der Gesundheit Österreich GmbH, den allgemeinmedizinischen Instituten der österreichischen Universitäten, der ELGA GesmbH, und der österreichischen Gesundheitskasse entwickelt.