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Balint-Gruppen

Was ist eine Balintgruppe?

Michael Balint, ungarischer Psychoanalytiker, begann 1927 in Budapest mit einer ersten Gruppe von praktischen Ärzten die Arzt-Patienten-Beziehung und insbesondere deren unbewussten Anteile mit Hilfe psychoanalytischen Methoden zu explorieren. Er interessierte sich als Schüler von Sandor Ferenczi vor allem für kurze psychotherapeutische Interventionen. Gleichzeitig verfolgte er auch das Ziel, die patientenzentrierte und ganzheitliche (bio-psycho-soziale) Sichtweise in der Medizin zu fördern. In seinem Verständnis hatte die Arzt-Patienten-Beziehung ebenfalls heilende Wirkung („Droge Arzt“) – dies galt es zu analysieren. Balint nannte diese ersten Gruppen deshalb auch „training-cum-research seminars“.

Balintgruppen sind im klassischen Verständnis Arbeitsgruppen von ca. acht bis zwölf Ärztinnen bzw. Ärzten, die sich unter der Leitung eines klinisch erfahrenen und von der ÖBG anerkannten Balintgruppenleiters und Psychotherapeuten regelmäßig treffen, um über „Problempatienten“ aus ihrer Praxis zu sprechen. Das Ziel ist eine verbesserte Arzt-Patient-Beziehung, die schließlich zu einer Perspektivenerweiterung, zu einem verbesserten Verständnis und einer verbesserten Behandlung des Patienten führen soll.

Das wichtigste methodische Element der Balintgruppenarbeit ist der freie Bericht über ein Fallbeispiel. In der Regel schildert ein Gruppenteilnehmer eine Begegnung mit einem Patienten. Die Gruppe untersucht dann gemeinsam im freien kollegialen Gespräch, in freier Assoziation und Fantasie die daraus erkennbare Arzt-Patient-Beziehung.

Dem Konzept liegt zunächst das psychodynamische Krankheitsverständnis der Psychoanalyse zugrunde. Die Phänomene der Übertragung, Gegenübertragung und Regression – also die wechselseitige Beeinflussung und Wirkung in der Arzt-Patienten/Patienten-Arzt-Beziehung sind Teil der Betrachtung in der Gruppe. War die „klassiche“ Balint-Arbeit stark an der Psychoanalyse orientiert, so hat sich die Balint-Arbeit in den letzten Jahrzehnten weiter entwickelt und erweiterte Sichtweisen aller psychotherapeutischen Traditionen und auch Erkenntnisse der Neurobiologie und der Gehirnforschung Eingang in Theorie und Praxis gefunden.

Die Leitung einer Balint-Gruppe erfolgt durch von der österreichischen Balintgesellschaft anerkannte Gruppenleiter:innen.

Nähere Informationen dazu: