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Sonographie in der Allgemeinmedizin 2024

Notfallsonographie – POCUS – first line Sonographie

Die Ausbildung in Sonographie kann in der Ausbildung oder berufsbegleitend absolviert werden: alle Zertifikate der ÖGUM und ÖAK sehen einen Theorie- und Praxiskurs von mindestens 16 Stunden vor, gefolgt von je nach Diplom unterschiedlich zu dokumentierenden Fällen und Fallzahlen.

Für die Falldokumentation empfiehlt es sich, die selbst erstellten Sono-Bilder bzw. Video-Loops zu speichern, supervidieren zu lassen und/oder als externe Evidenz einen im Anschluss durchgeführten radiologischen bzw. sonstigen fachärztlichen Befund hinzuzufügen.

Um das Zertifikat Notfallsonographie der ÖGUM zu erlangen, ist es notwendig 200 Untersuchungen
 (120 Basisnotfallsonographie und 80 fokussierte Echokardiographie) zu sammeln und bei der ÖGUM Geschäftsstelle einzureichen. In einem Final Teaching mit einem Kursleiter Notfallsonographie der ÖGUM werden dann die gesammelten Fälle kontrolliert und die praktischen Untersuchungsfähigkeit überprüft und bei positiver Bewertung ein Zertifikat Notfallsonographie der ÖGUM ausgestellt.

Nähere Informationen und Kurstermine finden sich auch auf der Homepage der ÖGUM

Rückblick und Ausblick – die Sonographie in der Allgemein-und Familienmedizin in Österreich

Die Ausbildung und Umsetzung der Sonographie in der Akutmedizin und Grundversorgung wurde bereits 2008 in einem 3-Länder-Konzept (DEGUM, SGUM, ÖGUM) erstmals dargestellt.

Im Kursbuch Notfallsonographie (Thieme Verlag 2014) wurden jene Untersuchungen zusammengefasst, die beim ärztlichen Erstkontakt bedeutsame Befunde erkennen oder ausschließen lassen und dadurch Weichenstellung für die weitere Versorgung ermöglichen. Die Bezeichnung Notfallsonographie war bewusst gewählt, um klarzustellen, dass durch prompte Abklärung am jeweiligen Ort des Erstkontakts die weitere sonographische Expertise der Spezialfächer nicht ersetzt wird.

Die Bezeichnung POCUS (point of care sonography) hat sich seit 2011 kontinuierlich in den einzelnen Fachdisziplinen etabliert. POCUS kann in sehr vielen unterschiedlichen Fragestellungen eingesetzt werden und steht für ein klares Arbeitskonzept: nach Anamnese und körperlicher Untersuchung kann eine klinische Fragestellung mittels Sonographie am Ort der Untersuchung (Ordination/Hausbesuch/Krankenbett/ Unfallort/Erstaufnahme/Station/Intensiv) vom unmittelbar untersuchenden und behandelnden Arzt/Ärztin beantwortet werden.

Auch die WONCA hat im April 2024 ein Statement zur Sinnhaftigkeit und Möglichkeit des POCUS in der Allgemein-und Familienmedizin veröffentlicht.

Zusammenfassend ist zu sagen: Je klarer die klinische Fragestellung möglichst mit Ja/Nein-Antwort zu beantworten ist, umso treffsicherer kann der sonographische Befund im klinischen Kontext interpretiert werden.
Gerade dieser arbeitstheoretische Zugang kann der Sorge begegnen, mit verhältnismäßig kurzer Ausbildung in Sonographie den Ansprüchen einer radiologischen Sonographie nicht entsprechen zu können: einfache Untersuchungsprotokolle ermöglichen klare Antworten.

Diese Untersuchungen stellen keinen Ersatz für eine eingehende fachärztliche Sonographie dar.
Auch Zeitmangel als Hinderungsgrund für den Einsatz von Sonographie in der Praxis ist durch POCUS widerlegt: eine vorliegende klinische Fragestellung ist jedenfalls zu beantworten –
mit POCUS geht dies vor Ort rascher und präziser.¹

Die ÖÄK hat im Jahr 2024 erstmals österreichweit mit einem Krankenversicherungsträger die Abrechnungsposition „first line Sonographie“ mit absolviertem Sono-Grundkurs ermöglicht. Dies kann als weiterer Wegbereiter für die Ausrollung der Sonographie in der allgemeinmedizinischen Grundversorgung gesehen werden. Für die Zukunft sind im konzipierten noch zu beschließenden einheitlichen Kassenvertrag die Positionen für Sonographie in der Allgemeinmedizin enthalten.

Dr. Peter Sigmund    Juli 2024

¹ WONCA Europe Positionspapier zum Einsatz des Point-of-Care-Ultraschalls (POCUS) in der Primärversorgung