Covid-19 ist zu einem hohen Prozentsatz eine Erkrankung, deren Erkennung und Unterscheidung zu „normalen Infekten“ und deren Betreuung in der hausärztlichen Kompetenz liegt.
Die Betroffenen werden jünger, weniger Patient*innen werden spitals- bzw. intensivpflichtig, viele werden dennoch krank. Sie brauchen eine Betreuung zu Hause – Allgemeinärzt*innen übernehmen diese Betreuung. Verzögerungen bis zum Testergebnis von bis zu mehr als einer Woche, wie sie derzeit vorkommen, können dabei nicht hingenommen werden.
Und: ALLE kranken Menschen brauchen eine ärztliche Versorgung!
Wenn wir die nächsten Monate unnötig schwere Verläufe anderer gut behandelbarer Erkrankungen vermeiden wollen, müssen wir diesen Patient*innen auch Sicherheit geben. Sie dürfen keine Angst vor Ansteckungen in Arztpraxen haben und müssen Sicherheit haben, dass man sich um sie kümmert. Das erfordert Flexibilität (z.B. eine telemedizinische Krankschreibung für alle) und Möglichkeiten zur Triage und zeitnahen Testung. Auch das Contact Tracing muss sofort starten – nicht erst Tage später.
Zu bedenken ist auch: Die Verzögerung von Symptombeginn über Test bis hin zum Testergebnis bedeutet oft tagelanges Warten in Selbstisolation und verstärkte Unsicherheit und somit psychische-und soziale Belastung.
Hausärzt*innen können testen- wir sind dafür ausgerüstet – und dürfen es. Mit dem Vorteil, dass in Kooperation mit lokalen Labors das Ergebnis innerhalb von 24-48h vorliegend ist.
Das ist für alle gut: für die Betroffenen, die Arbeitgeber*innen, die Gesellschaft.
Worauf wir nicht verzichten können:
Wir brauchen eine österreichweit flächendeckende PCR-Testung durch Hausärzt*innen: Wir sind erste Ansprechpartner*innen! Die Nummer 1450 ist für Ausnahmesituationen da – so wie immer. Warum kann das zum Beispiel Salzburg seinen Bürgern bieten, der größte Teil Österreichs nicht?
Wir brauchen die Möglichkeit zur telemedizinischen Krankschreibung – für ALLE. Das gibt uns bessere Möglichkeiten, Infektionen zu vermeiden, Risikopatient*innen zu schützen und auch Patient*innen mit Symptomen besser für eine Testung zu koordinieren und unnötige Quarantänen sowie Cluster zu vermeiden. Das wäre ein größerer wirtschaftlicher Schaden als möglicherweise ein zur Vorsicht ausgestellter Krankenstand bis zur endgültigen Abklärung der Symptomatik.
Wir Hausärztinnen und Hausärzte sind bereit, die Verantwortung für die wichtige Aufgabe in Pandemiezeiten zu übernehmen und wir fordern alle Verantwortungsträger dazu auf, uns dabei zu unterstützen. Nur gemeinsam können wir diese herausfordernde Situation meistern.
Wenn die hausärztliche Primärversorgung nicht die Möglichkeiten erhält, die sie braucht um die Mehrheit aller Patient*innen zu betreuen, kann sie die Spitäler nicht vor Überlastung schützen.
Wien (OTS): OTS0066, 15. Sep. 2020, 10:07